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Portugal in 100 Objekten

Rafael Bordalo Pinheiro

Der Dandy Rafael Bordalo Pinheiro (1846 - 1905) war eine wichtige Persönlichkeit im Lissaboner Kulturmillieu der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Und einer der kreativsten Köpfe der Jahrhundertwende. Deswegen wird er von vielen Portugiesen bewundert und geschätzt.

RBP

Das geniale Multitalent produzierte sich als Theatermacher, Illustrator, Karikaturist, Zeitungsmacher und Keramik-Designer – in der Fabrik, die er in Caldas da Rainha einrichtete.

Er lernte bei seinem Vater, Manuel Maria Bordalo Pinheiro, und war Bruder des ebenfalls sehr bekannten Künstlers Columbano Bordalo Pinheiro.

Er begann seine Karriere als Künstler/Zeichner mit der Veröffentlichung von Zeichnungen in Humor-Zeitschriften wie A Berlinda und O Calcanhar de Aquiles, wobei er gleich seinen sarkastischen Humor und sein Pessimismus über die Politik zeigte.

Im Jahre 1875 fuhr er nach Brasil, wo er gleich die Zeitschrift Mosquito, und etwas später O Besouro gründete.

1875 kreierte er seine Figur Zé Povinho, eine Art portugiesischer Michel, die bald zum grafischen Symbol des portugiesischen Volkes werden sollte.

Im Jahre 1885 legte er eine Pause vom Trubel in Lissabon ein, um eine Keramikfabrik in Caldas da Rainha zu gründen, die – nach vielen Aufs und Abs – heute wieder produziert. Hier ließ er seiner Phantasie freien Lauf und setzte auch viele seiner gezeichneten Bildfiguren in dreidimensionale Objekte um.

Sein Markenzeichen: Sarkasmus und beißende Ironie.

Im Städtchen Caldas da Rainha hat seine Keramische Anstalt diverse neobarocke Keramikformen im Geschmack des Historiszismus und des Jugendstils produziert. In dieser Fábrica de Faianças das Caldas da Rainha wurden auch mehrfarbige Relief-Azulejos produziert, die Bordalo Pinheiro entworfen hat.

Die Faianças Artísticas Bordalo Pinheiro wurden 1884 gegründet, um die traditionellen Ton- und Keramikkünste zu erneuern, indem sie mit der "Modernität" verschiedener Stilarten verbunden wurden. Vornehmlich waren sie jedoch durch die Originalität ihres Schöpfer, RBP, geprägt.

Bordalo widmete beim Aufbau seines Projekts allen Details: von der Auswahl des Grundstücks, dem grünen Rahmen, auf dem Quellen sprudelten und auf dem sich zwei Tongruben befanden, bis hin zum Bau einer Grundschule für die Kinder der Mitarbeiter, mitten im Fabrikgelände und von Grün umgeben.

Die Leidenschaft und Kreativität, mit der die Arbeit realisiert wurde, auch das soziale Bewusstsein, der Humor gaben dem Unternehmen eine bemerkenswerte Qualität, konnten es jedoch nicht vor dem Ruin retten. Das künstlerische und historische Erbe wurde 2009 durch den Erwerb der Faianças Bordalo Pinheiro seitens der Firma Visabeira Indústria gerettet.

Kunst oder Kitsch?

Viele seiner Keramik-Kreationen galten jahrzehntelang als Nippes und Kitsch, zu stark der bieder-bürgerliche Welt der Jahhundertewende verhaftet; nur wenige Sympathisanten mochten seine „überholte” Formwelt kaufen. Inzwischen hat ein geschicktes Marketing dafür gesorgt, RBP als „nationalen Künstler” wieder ins Geschäft zu bringen.

Da praktisch alle Moldes (Negativformen) erhalten sind, wird wieder fleißig in Serienproduktion gefertigt – z.B. der landesweit berühmte Zé Povinho (Bild unten).

Zé Povinho

Museen

Ganz in der Nähe seiner ehemaligen Manufaktur befindet sich das Museu da Cerâmica (Caldas da Rainha), wo man eine schöne Auswahl seiner verrückten Keramik-Kreationen bewundern kann.

Links

In Lissabon: www.museubordalopinheiro.pt/

Faianças Artísticas Bordallo Pinheiro www.bordallopinheiro.pt/

1) Hauptaktionär des Grupo Visabeira ist Firmenmitbegründer Fernando Campos Nunes, mit 77,92 %. Es folgen die Caixa Geral de Depósitos mit 11,81 % und die Investmentgesellschaft der Außenhandelskammer AICEP mit 4,51 %


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