Lisboa, Nr.1 | |
"Lissabon,
verstehen Sie, ist ein Provinzmarkt, ein am Flußufer aufgeschlagener
Wanderzirkus, eine Erfindung aus Kacheln, nein im Ernst, wir leben an einem Ort,
den es nicht gibt, Sie brauchen ihn nicht auf der Landkarte zu suchen, denn er
existiert nicht, es gibt zwar dieses runde Auge, den Namen, aber das ist es
nicht: Lissabon, glauben Sie mir, nimmt erst aus der Entfernung Gestalt an.."
António Lobo Antunes, Psychiater, Dichter und Romancier. |
Nehmen wir vorübergehend an, diese Stadt am Rande Europas habe zumindest vorübergehend, so lange dort immerhin Flugzeuge landen, Züge einlaufen und Schiffe anlegen, eine Affaire mit der Wirklichkeit. Eine von sanfter, aber hartnäckiger Skepsis geprägte Begegnung mit der Realität, " portuguesa" eben, auf portugiesische Art. |
Kulturhauptstadt Europas 1994 |
Die Stadt benutzte den Anlaß, um sich zu häuten. Und es wurde ein Stückchen Lissabon sichtbar, wie es vor dem großen Erdbeben am Allerheiligentag des Jahres 1755 existiert hatte: Häuserfassaden leuchten wieder in meeresblau, bonbonrosa und quietschgrün, wie zu den Zeiten der arabischen Herrschaft. | |
Burg São Jorge und Kathedrale Sé: die ältesten Gebäude Lissabons | Dabei ist die Sétima Colina nicht einmal die maurische
Hochburg Lissabons, sondern zwei andere Viertel: zum einen die Alfama -
ein labyrinthisches Gewirr von steilen Treppen und engen, krummen Gassen am Hang
der Burg São Jorge. An der Stelle, wo heute die Kathedrale Sé
steht, befand sich eine arabische Moschee. Der Name Alfama ist ebenfalls arabischen Ursprungs. Er leitet sich von al-hama ab und erinnert an warme Quellen, die die Mauren hier vorfanden. In diesem Viertel lebten vier Jahrhunderte Christen, Juden und Mauren zusammen. | |
Mouraria und Alfama: Die Gassen der Altstdat waren einst maurische und jüdische Viertel | Auf der Rückseite der Burg São Jorge liegt die Mouraria,
ein Viertel, das in vielen Fados
besungen wird. Auch hier enge Gassen, verborgene Durchgänge, Treppen und
bunte Häuser. Die Mouraria wurde nach der christlichen Rückeroberung Lissabons im 11. Jahrhundert von den katholischen Rittern angelegt - außerhalb der damaligen Stadtmauer, denn die Mouraria war eine Art Ghetto für die nicht geflüchteten Mauren. Ironie des Schicksals: Mouraria und Alfama wurden als einzige Stadtviertel von dem großen Erdbeben 1755 verschont, das die damals prunkvolle Kolonialmetropole einschließlich des Königspalastes nahezu völlig vernichtete. |
Lisboa, Nr.2: Zur Praça do Comércio
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