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Portugal in 100 Objekten
Fado de José Malhoa

Kaum ein Sujet der portugiesischen Malerei ist so oft paraphrasiert worden wie das allgemein bekannte Gemälde „O Fado”. Diese treffende Millieustudie brachte ein Thema des 20. Jahrhunderts auf den Geschmack der frustierten Portugiesen und evoziert die kleinbürgerliche Vorstellung einer sinnlichen Dekadenz.

Das bekannte Gemälde „O Fado” ist eine Millieustudie, die ein urportugiesisches Thema des 20.Jahrhunderts auf den Punkt bringt: die unglückliche Liebe und die Pein des unerfüllten Lebens... Protagonisten waren eine Dirne und ein Ganove.

Fado, von José Malhoa

In der intimen Verschlossenheit einer kleinen Zimmermansarde singt ein junger Mann zur portugiesischem Guitarre. Er singt ergriffen, deutlich angetrunken, einen Fado, wie uns der Bildtitel verrät. Seine Geliebte horcht, sie widmet ihm ihre ganze Ausmerksamkeit. Die Stimmung ist traurig – Fado ist ja auch kein lustiger Gesang, sondern die Ballade der Melancholie der Großstadt Lissabon. Die Bekleidung, die Pose und die Hingabe der jungen Frau verraten, daß sie eine Prostituierte ist. Ihr Zimmer ist klein, der winzige Spiegel mit zerbrochenen Glas gibt uns einen Blick bis zum Fenster.

Sie raucht und trinkt – und daß war für jeden zeitgenössichen, prüde-katholischen Portugiesen ein deutlicher Hinweis, daß sie ein „leichtes Mädchen” sei. Ihr grellroter Rock deutet darauf hin, daß sie vielleicht einen Auftritt im Revuetheater hatte.

Genährt durch die wachsende Auswanderung aus den armutsgeplagten Gegenden der ländlichen Gebieten Portugals, beginnt eine Welle von Menschen aus Norden und Süden in die Haupstadt zu strömen; die beginnende Industrialisierung, der wachsende Handel und eine Legion von Dienstleistungsbetriebe geben diesen Menschen eine Überlebenschance in der Hauptsstadt. Egal wie konservativ die Orte aus denen die neue Migranten kommen, in Lissabon ändern sich ihre Sitten und Bräuche schnell, wenn Eltern, Respektspersonen und Dorfpfaffen erstmal verschwunden sind und wenn niemand mehr die Lebenslust und Urtriebe kontrollieren kann. Die Hauptstadt bietet Unterhaltung und neue Lebensstile, sie bietet Feste und Märche, Stierkämpfe, Musik und Revuetheater. Für die Enttäuschten, bietet sie Fado.

Der vitale Maler José Vital Branco Malhoa (1855 in Caldas da Rainha – 1933 in Figueiró dos Vinhos) gehörte neben Columbano Bordalo Pinheiro (1857– 1929) zu den führenden portugiesischen Maler in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Man kann ihn dem Naturalismus zurechnen, wie schon mehrmals erfolgt.

JM

José Malhoa, circa 1903

Sein Interesse galt jedenfalls den Menschen seines Landes, die er aufmerksam studierte und auf die Leinwand brachte. Er portraitierte sie mit der ganzen Prüderie und Scheinmoral, die typisch für das Bürgertum seiner Zeit waren. Seine Bilder, voll mit dem schroffen Licht des portugiesischen Sommers gefüllt, lesen sich heute teilweise wie eine Dokumentation der Feste, Traditionen und Bräuche der Menschen, die auf dem Land arbeiteten.

Er hat sich oft auf Episoden konzentriert, die als „typisch” für das rurale Leben gelten sollten, hat aber auch das Leben der Menschen in Lissabon nicht vernachlässigt. Die Literatur der Zeit geht ähnliche Wege und wird eine Menge großartiger Werke schaffen.

Volta da Feira.
 

Ihm zu Ehren, noch zu seinen Lebenszeiten, wurde in Lissabon ein Museum kreiert, welches seinem Werk gewidmet ist. Es wurde 1933, wenige Monate vor dem Tod des Malers, eröffnet. In den ersten Jahren war es vorübergehend in der Casa dos Barcos im Park Carlos I untergebracht. Ein Jahr später präsentierte der Architekt Paulino Montês seinen Entwurf eines Museumsgebäudes, das 1940 eröffnet werden konnte. Es war das erste Mal, daß in Portugal eigens für ein Museum ein Neubau errichtet wurde.

Das Museum beherbergt eine bedeutende Sammlung mit Werken portugiesischer naturalistischer Maler um Malhoa. Er selbst ist vertreten mit den Gemälden „Retrato de Laura Sauvinet”, „Gritando ao Rebanho”, „Vinha no Outono”, „Nuvens”, „Últimas Notícias”, „Primavera”, „Conversa com o Vizinho” und „Promessas”.

Der Gruppe Leão, gehörte er zusammen mit Silva Porto, Columbano, António Ramalho, João Vaz, Henrique Pinto und Moura Girão an. Außerdem werden Arbeiten anderer Zeitgenossen, wie zum Beispiel Marques de Oliveira, gezeigt. Ebenfalls noch zum Naturalismus gerechnet werden die Werke von Veloso Salgado und Luciano Freire.

Bemerkenswert sind auch die Porträts der Maler Malta und Medina sowie einige Werke von Eduardo Viana. Die Skulpturensammlung umfasst Arbeiten von Francisco Franco und Leopoldo de Almeida. Eine eigene Abteilung ist der Keramik gewidmet, die in Caldas da Rainha eine lange Tradition hatte.

In ihrem Mittelpunkt steht der Künstler Rafael Bordalo Pinheiro, von dem u.a. die Arbeit „Passion Christi” ausgestellt ist; sie besteht aus in neun Gruppen zusammengestellten Terrakottafiguren.

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