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Portugal in 100 Objekten
Diabo. Portugal in 100 Objekten.

"Teufel" — Ton-Plastik mit Glasur.

Teufel, von Rosa Ramalho

Unter ganz anderen Bedingungen als in Estremoz und Caldas da Rainha sollte in Barcelos – Nordportugal – die ungekrönte Meisterin des Figurado erscheinen. Mit Figurado wird in Portugal die Arbeit der sog. Bonequeiros bezeichnet das sind die Kunsthandwerker, die kleine Figuren (Bonecos) aus Ton produzieren.

Viele begabte Kunsthandwerker – Teresa Carumas, Rosa Cota, Manuel Coto, Teresa Mouca, João dos Lagartos u.v.a. – haben den Ruf von Barcelos als kreativer Mittelpunkt der Figurengestaltung aus Ton etabliert. Aber keiner von ihnen kam der Rosa Ramalho nahe.

Rosa Ramalho (1888, Galegos, bei Barcelos – 1977, Barcelos) hat nicht nur die obligatorischen frommen Heiligenfigürchen, Christkindkrippen und sonstige Devotionalen mit ihren flinken Fingern geknettet, sondern auch jede Menge (gehörnte) Teufel und Plagegeister.

Auch verträumte Liebende, ungeheuerlich skurrile Monster und die berühmte Schwangere Ziege gehörten zum surrealistischen Repertoire dieser portugiesischen Bonequeira. Diejenige, die als Rosa Barbosa Lopes geboren wurde, lernte das Handwerk im Alter von 9 Jahren, die Figuren reproduzierend, die schon als „traditionell für Barcelos" galten.

Rosa Ramalho

Denn Barcelos war nicht nur ein wichtiges Zentrum der Tonkeramik, aus dessen zahlreichen Werkstätten tausende von Krüge; Töpfe und Tongeschirr in ganz Portugal verkauft wurden, sondern es hatte sich auch schon früh als Zentrum der buntbemalten Bonecos de barro einen Namen gemacht.

Einige Oleiros hatten sich der Herstellung von loicinha de barro, gewidmet, auch als miudagem de roda bekannt: das waren kleinformatige Reproduktionen von Alguidares, Panelas, Fogareiros usw: die Bonequeiros stellten Figuren her, die dadurch „nützlich” gemacht wurden, daß man ihnen eine Pfeife an der Basis anklebte, und so wurden sie als Kinderspielzeug verkauft.

Rosa Ramalho machte das, was alle anderen Frauen auch machten, bis sie von den „Herren Professoren” aus Porto entdeckt wurde. Dann wurden ihre Figuren nicht mehr bunt, sondern einfarbig, hellgelb oder dunkelgelb glasiert.

Die Farbe brauchte sie nicht, weil ihre phantastischen Kreationen eine ungeheuerliche Ausdruckskraft hatten. Diese einfache Frau aus dem Volk, eine Autodidaktin, stellte manchen der „richtigen Künstler” des 20. Jahrhunderts in den Schatten. Sie war sehr kreativ.

Viele Portugiesen kennen und schätzen sie, aber das Keramikmuseum in Barcelos ist immer noch nicht nach ihr umbenannt worden...

Die Enkelin Júlia Ramalho, die schon lange bei der Produktion von der Großmutter fleißig mitgeholfen hatte, setzte die Figurenherstellung aus der Werkstatt „RR” fort.


Links

Museu da Olaria, Barcelos: http://www.museuolaria.pt/

Weiterführende Literatur

Isabel Maria Fernandes u.a. Figurado português: de santos e diabos está o mundo cheio. Porto. Editora A Civilização, 2005.

Heitlinger, Paulo. Keramik. 2020

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